Westliche Kritik an Viktor Orban

31.03.2020

Westliche Medien sind empört: das ungarische Parlament habe sich in der Corona-Krise faktisch entmachtet und Präsident Orbán mit weitgehenden Regierungsvollmachten ausgestattet. Tatsächlich ist das Notstandsgesetz der ungarischen Regierung von Orbán am Montag mit der Zweidrittelmehrheit der Regierungspartei Fidesz im Parlament beschlossen worden. Es ermöglicht Orbán das Regieren per Dekret auf unbestimmte Zeit.

Die Opposition, vor allem aber Medien aus dem In- und Ausland werfen Orbán nun vor, mit dem Gesetz das Parlament faktisch auszuschalten – zumal laut Grundgesetz die Regierung selbst darüber entscheidet, wann eine Notlage aufzuheben ist.

Dem Gesetz zufolge kann die Regierung den am 11. März wegen der Pandemie verhängten Notstand ohne die Zustimmung des Parlaments unbegrenzt verlängern. Sie erhält das Recht, „die Anwendung bestimmter Gesetze per Dekret auszusetzen“, feste Vorgaben nicht einzuhalten und „andere außergewöhnliche Maßnahmen einzuführen, um die Stabilität des Lebens, der Gesundheit, der persönlichen und materiellen Sicherheit der Bürger wie der Wirtschaft zu garantieren“.

Nur: eine ganz ähnliche Ermächtigung der Regierung hat letzte Woche auch in Deutschland mit der im Eiltempo durchgepeitschen Neufassung des „Infektionsschutzgesetzes“ stattgefunden. Im Zuge der Neufassung wird der Bundesgesundheitsminister mit ähnlich weitgehenden Vollmachten ausgestattet wie etwa in Ungarn der Präsident. Doch hier verkneifen sich die etablierten Medien vergleichbare Kritik wie an Orbán.