US Strategic Command: Rasche Eskalation zum Atomkrieg ist möglich
Das Strategische Kommando (Strategic Command) der USA hat in seinem jährlichen Lagebericht eine bedrohliche Situation gezeichnet. Es hält im Konfliktfall eine schnelle Eskalation bis zum Einsatz von Atomwaffen für möglich. Die verantwortlichen Kommandeure sehen neben Rußland vor allem China als nächsten großen Gegner der USA.
Das United States Strategic Command (deutsch: Strategisches Kommando der Streitkräfte der Vereinigten Staaten) ist eine Abteilung des Unified Combatant Command (deutsch: Vereintes Kampfkommando) des Verteidigungsministeriums und zuständig für das Atomwaffenarsenal der US-Teilstreitkräfte. Einmal im Jahr wird der Kongreß über den Zustand des Strategic Command informiert. Dabei wird auch Rechenschaft über das Budget abgelegt. Der Jahresbericht informiert zudem über die Kampfbereitschaft des Kommandos, seine strategischen Visionen und mögliche Konfliktursachen der näheren Zukunft.
Schon vor der offiziellen Vorstellung des Berichts im Kongreß ließ das Kommando über Twitter verlauten, daß das „heutige Konfliktspektrum“ schnell zu einem Atomkrieg führen könnte. Und weiter: „Das Spektrum der heutigen Konflikte ist weder linear noch vorhersehbar. Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß ein Konflikt zu Bedingungen führt, die einen Gegner sehr schnell dazu bringen könnten, den Einsatz von Atomwaffen als die am wenigsten schlechte Option zu betrachten.“
Der Leiter des Strategic Command, Adrmial Charles Richard, sieht dabei neben Rußland zunehmend China als strategische Bedrohung an. „Es vergeht keine Woche, ohne daß ich etwas Neues über China herausfinde“, gab er am Dienstag vor dem Senat zu. Chinas „sehr undurchsichtige“ Atompolitik mache es „schwierig, seine Absichten zu bestimmen“.
Aber es gebe Anzeichen dafür, daß China sich auf eine höhere Alarmstufe zubewegt, erklärte er schriftlich. „Während China den Großteil seiner Streitkräfte im Friedenszustand hält, deuten immer mehr Beweise darauf hin, daß es einen Teil seiner Nuklearstreitkräfte in eine ‚Launch on Warning‘-Bereitschaft (LOW) versetzt hat und zu einer begrenzten ‚High Alert Duty‘-Strategie übergeht“, schrieb er.
Die USA lägen bei der Modernisierung ihrer Atomstreitkräfte weit hinter China und Rußland zurück. Rußland habe mit neuen Trägersystemen und militärischen Drills, die es so „seit dem Kalten Krieg“ nicht mehr gegen habe, etwa 80 Prozent seiner Atomwaffen modernisiert.
China wiederum verfügt nach Kenntnis des Admirals über etwa 350 Atomwaffen – weniger als ein Zehntel des aktiven US-Inventars von etwa 3.800. Richards sagte aber, daß sowohl China als auch Rußland eine „erhebliche Fähigkeit besitzen, mehr Sprengköpfe zu produzieren“ – eine Fähigkeit, über die die USA derzeit nicht verfügten.
Diese Einschätzung wurde im Vorfeld der Anhörung von einem anderen führenden US-Militär, Commander Dickinson vom Space Command, dahingehend ergänzt, daß China im raschen Aufbau militärischer Weltraumkapazitäten begriffen sei – einschließlich Anti-Satellitenwaffen –, während Rußland bereits eine Reihe von Weltraumraketentests durchgeführt habe. Solche Bedrohungen könnten den US-Kommunikationssystemen und der „außerordentlichen Abhängigkeit“ des Westens und seiner Technologie vom Weltraum schaden.