Libyen: EU-Parlamentspräsident Tajani erinnert an Frankreichs Mitverantwortung

13.04.2019

Bemerkenswert offene Worte: der Präsident des EU-Parlaments, Antonio Tajani, hat Frankreich im Zusammenhang mit der Krise in Libyen an seine frühere Rolle beim Sturz von Machthaber Gaddafi erinnert. Tajani kommentierte die derzeitige Eskalation der Krise in Libyen und nahm dabei besonders auf die Worte des  italienischen Innenministers Salvini Bezug, der behauptete, daß hinter der militärischen Operation gegen die libysche Hauptstadt Tripolis die wirtschaftlichen Interessen eines fremden Landes stehen könnten.

Wörtlich sagte Tajani dem italienischen TV-Sender Sky TG24: „Wir haben immer gesagt, daß Frankreich und Italien getrennte Interessen in Libyen haben, so sehr, daß Sarkozy neben den Amerikanern und Briten einer der starken Befürworter war, Muammar Gaddafi zu stürzen und dann zu töten.“ Tajani zufolge hoffte Frankreich auf eine stärkere Präsenz in Libyen und machte damit „einen dramatischen historischen Fehler“. Heute „gibt es nur Chaos in diesem Land, und wir haben den Preis durch die anhaltenden Migrationsströme bezahlt“.

Tajani warnte auch davor, daß die Lage in Libyen „unkontrollierbar“ werden könnte. Außerdem spiegle die aktuelle Situation in Libyen „die Unfähigkeit Italiens“ wider, die Krise dort zu regeln.

Die Libysche Nationalarmee (LNA), die den Osten des Landes kontrolliert, hatte am Donnerstag auf Befehl ihres nationalfreiheitlichen Kommandeurs Khalifa Haftar eine Offensive auf Tripolis zur „Befreiung von Terroristen“ begonnen. Die Kämpfe sind noch im Gange.