Islands Präsidentin sagt Treffen mit Trump ab

Donnerstag, 29 August, 2019 - 11:00

Im Norden Europas droht die nächste diplomatische Verstimmung mit den USA – diesmal aber offenbar wegen handfester geopolitischer Interessen.

Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir erklärte am Donnerstag, sie habe keine Zeit für ein Anfang September geplantes Treffen mit US-Vizepräsident Mike Pence. Beobachter vermuten, der Schritt hängt damit zusammen, daß Pence die „russische Aggression“ in der Arktis diskutieren wollte. Die USA planen, ihre ehemalige Luftwaffenbasis Keflavik auf Island wieder aufzubauen. Die USA haben angekündigt, die 2006 aus Kostengründen geschlossene Militärbasis bis 2023 am liebsten wieder in Betrieb zu nehmen.

Offiziell weist die isländische Präsidentin diesen Zusammenhang allerdings zurück. Sie habe seit längerem ihre Teilnahme an einem Nordischen Gewerkschaftstreffen in Schweden zugesagt, die sie nicht absagen möchte.

Angefacht wurden die Spekulationen über ein mögliches anderes Motiv für die Absage durch die unterschiedlichen Erwartungen an das Treffen von Washington und Reykjavik. Island wollte über Handelsfragen und die allgemeine Zusammenarbeit sprechen. US-Vizepräsident Pence kündigte hingegen an, er wolle vor allem die „strategische Bedeutung der Arktis“ und „Bemühungen der NATO, der russischen Aggression“ in der Region zu begegnen, zum Thema machen.

Island verfügt über kein eigenes Militär, ist aber Mitglied der NATO. Die Grünen, deren Vorsitzende Jakobsdottir ist, befürworten grundsätzlich einen Austritt Islands aus dem Militärbündnis. Im Regierungsprogramm mit der konservativen Unabhängigkeitspartei und der liberalen Fortschrittspartei ist aber ein vorläufiger Verbleib vereinbart.

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