US-Politologin: NGO´s haben zu viel Macht und sind zu intransparent

05.08.2019

Stellungnahme einer Vernünftigen: in einem Interview mit „Spiegel-Online“ übt Patrice McMahon, Professorin für Politische Wissenschaften an der University of Nebraska in Lincoln, scharfe Kritik an sogenannte „Nichtregierungsorganisationen“. McMahon ist Verfasserin der Studie „Das NGO-Spiel“, in der sie die privaten Organisationen genau unter die Lupe nimmt.

Ihrer Einschätzung nach wurden NGO´s im Westen viel zu lange „romantisch verklärt“. Das hänge mit dem Umstand zusammen, daß zivilgesellschaftliche Organisationen und Akteure entscheidend zum Fall der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa beigetragen und den demokratischen Übergang geprägt hätten. NGO´s seien deshalb als „leuchtendes Beispiel“ gesehen worden.

Inzwischen sei allerdings „mehr Skeptizismus und Realismus gegenüber NGOs“ angebracht, weil – was vor allem Erfahrungen in Mittel- und Südosteuropa  sowie in früheren Ostblockstaaten nahelegen – große internationale NGO´s von „reichen US-Milliardären“ gesponsert werden. Diese Leute seien „sehr mächtig“, sagt Frau McMahon.

„Sie verfügen über sehr viel Geld, manchmal über mehr als die Staatshaushalte der Länder, in denen sie arbeiten.“ Das Geld komme teils von Regierungen, die vor Jahrzehnten angefangen hätten, bestimmte internationale Entwicklungsaufgaben an NGO´s auszulagern. Indirekt verfolgten diese NGO´s damit die Interessen der geldgebenden Regierungen.

Problematisch seien die NGO´s auch wegen ihrer Intransparenz und ihrer fehlenden demokratischen Legitimation: „Sie haben Macht, weil sie Geld haben, und das allein ist schon ein Anlaß zur Sorge.“

Der Westen müsse international agierende NGO´s „als wichtige Akteure“ ernster nehmen und auch Rechenschaft von ihnen einfordern. „Die einstige Annahme, daß NGO´s an sich gut sind und alles, was sie machen, gut ist, stimmt einfach nicht mehr.“

McMahon verweist auf den Aufstieg von NGO´s in den USA und warnt vor diesem Hintergrund vor der „unverhältnismäßigen Rolle, die große „Philanthropen“ in einer Vielzahl von Politikbereichen in den USA und auf der ganzen Welt spielen.

Die Wissenschaftlerin fordert: NGO´s sollten sich registrieren lassen und auch detailliert offenlegen, woher ihre finanziellen Mittel stammen – und wofür sie verwendet werden. Und wenn beispielsweise die ungarische oder polnische Regierung fordern, daß große US-amerikanische NGO´s ihre Finanzen offenlegen sollten, sei dies ihr gutes Recht.

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