Putins cleverer Schachzug: Russland und die Türkei überwachen gemeinsam den Waffenstillstand

14.11.2020

Erneut ein genialer politischer Schachzug des Kreml: Rußland und die Türkei werden ab sofort unter dem Dach eines gemeinsamen Kontrollzentrums die Überwachung der zuvor vereinbarten Waffenruhe in der Südkaukasusregion Bergkarabach kontrollieren. Die entsprechende Vereinbarung wurde am Mittwoch von den Verteidigungsministern beider Länder, Schoigu und Akar, unterzeichnet.

Einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums zufolge wies Schoigu darauf hin, daß die von den führenden Vertretern Rußlands, Aserbaidschans und Armeniens erzielte Vereinbarung über den Einsatz russischer Friedenssoldaten es ermöglicht habe, das Blutvergießen einzustellen und Voraussetzungen für die Rückkehr zum friedlichen Leben zu schaffen. „Die Präsenz der russischen Friedensmacht wird Stabilität im Krisengebiet gewährleisten, den Exodus von Flüchtlingen stoppen und ihre Heimführung ermöglichen“, sagte Schoigu.

Das Kontrollzentrum wird sich auf dem Territorium des aserbaidschanischen Kernlandes befinden. Russische und türkische Militärangehörige werden dort Informationen über die Lage an der Trennlinie erfassen und auswerten sowie anfallende Beschwerden oder Probleme prüfen, die mit Verstößen gegen die erzielten Vereinbarungen zusammenhängen.

Rußland wird eine etwa 2000 Mann starke Friedensmacht mit 90 Schützenpanzerwagen und 380 Spezialfahrzeugen in der Region stationieren. Der militärische Konflikt um Berg-Karabach ist damit vorerst beendet, und die rivalisierenden Seiten werden voraussichtlich politische Gespräche aufnehmen. Für die Türkei, die sich seit Beginn des Militärkonflikts demonstrativ hinter Aserbaidschan gestellt hat, bedeutet die Einbindung in das russisch-türkische Kontrollzentrum einen eklatanten Verlust an Bewegungsfreiheit – Ankara unterstützte Aserbaidschan massiv mit technischem Gerät und Söldnern und kündigte mehrmals ein aktives Eingreifen an der Seite Bakus an. Damit ist jetzt erst einmal Schluß.