Oskar Lafontaine: „Die Einkreisung Russlands geht weiter“

09.04.2021

Der frühere SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine hat sich zur aktuellen Eskalation im Donbass-Konflikt zu Wort gemeldet und dabei die Doppelzüngigkeit der westlichen Berichterstattung mit Nachdruck kritisiert. Während das NATO-Manöver „Defender Europe 2021“ unmittelbar an den russischen Grenzen kaum thematisiert werde, herrsche einhellige Empörung über die Verlegung von rund 4000 Mann der russischen Streitkräfte – als Reaktion auf das jüngste Säbelrasseln in Kiew.

Auf Facebook merkte Lafontaine dazu jetzt an: „Während das gegen Rußland gerichtete Manöver ‚Defender Europe 2021‘ mit 30.000 Soldaten aus 26 Ländern läuft – darunter befinden sich auch mit der Ukraine und Georgien zwei Staaten, die unmittelbar an der russischen Grenze liegen –, jammern die westlichen Medien wieder über die aggressive Moskauer Politik, weil Rußland seine Truppen an der ukrainischen Grenze verstärkt. Das Lügen geht weiter: Die Einkreisung Rußlands ist ‚Verteidigung‘. Offensichtlich sind die westlichen ‚Sicherheitspolitiker‘ unfähig, sich vorzustellen, was passieren würde, wenn russische oder chinesische Truppen in Kanada oder Mexiko stationiert würden.“

Rußland betrachtet die jährlichen Defender-Manöver der NATO naturgemäß als Provokation. Der Leiter der russischen Delegation, Konstantin Gavrilov, sagte bei den Gesprächen in Wien über militärische Sicherheit und Rüstungskontrolle dem TV-Sender „Rossiya 24“: „Die Vereinigten Staaten transferieren weiterhin Streitkräfte und Ausrüstung für die Defender-Europe-Übungen nach Europa. Sie richten sich gegen die Russische Föderation. Die Infrastruktur wird aufgebaut.“

Abonniere jetzt:
>> Die starke Stimme für deutsche Interessen <<

Lafontaine schreibt dazu weiter auf Facebook: „Ein Blick auf die Landkarte zeigt, daß die aggressivste und stärkste Militärmacht der Welt, die USA, seit Jahren Rußland und China einkreist. Da auch Rußland und China imperiale Mächte sind, muß sich jeder klar Denkende die Frage stellen, wie lange das gut gehen kann.“ Dabei „wäre es im unübersehbaren Interesse Deutschlands und Europas, in dieser neuen weltpolitischen Situation eine vermittelnde Rolle zwischen den USA auf der einen Seite und Rußland und China auf der anderen Seite einzunehmen. Wenn die europäischen Regierungen das nicht bald erkennen, dann gilt Gorbatschows Satz: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“