Deutsche gehen auf Distanz zu den USA

20.05.2020

Eine aufschlußreiche Umfrage: vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise gehen viele Deutsche auf Distanz zu den USA. 73 Prozent der Deutschen geben demnach an, ihre Meinung über die transatlantische Weltmacht habe sich durch die aktuelle Krise verschlechtert. China dagegen sehen nur etwa halb so viele der Befragten (36 Prozent) kritischer als zuvor – ein Viertel der Deutschen (25 Prozent) gibt sogar an, vor dem Corona-Hintergrund ein positiveres Bild von China gewonnen zu haben. Dieses Meinungsbild offenbart eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung, die vom Meinungsforschungsinstitut Kantar Public im April 2020 durchgeführt wurde.

Es gibt noch weitere interessante Positionierungen: während 37 Prozent der Deutschen nach wie vor enge Beziehungen zu den USA favorisieren, sehen immerhin fast gleich viel, nämlich 36 Prozent, enge Beziehungen zu China als wichtiger an. Im September 2019 fiel die Antwort auf dieselbe Frage mit 50 zu 24 Prozent noch deutlich zugunsten der USA aus.

„Die Skepsis der Deutschen den USA gegenüber wächst – ein besorgniserregender Trend, der politischen Entscheidungsträgern auf beiden Seiten des Atlantiks zu denken geben sollte“, orakelt Nora Müller, Leiterin des Bereichs Internationale Politik der Körber-Stiftung, angesichts der Umfrageergebnisse.

Nur beim Thema „Globalisierung“ werden die Deutschen im Zuge der Krise noch dazulernen müssen – denn immer noch fast sechs von zehn Befragten (59 Prozent) sind der Meinung, daß die Globalisierung überwiegend positive Folgen für Deutschland hatte. Und fast 65 Prozent vertreten die Ansicht, eine Abnahme von Vernetzung und Globalisierung infolge der Epidemie wäre eine schlechte Entwicklung. Aber: eine deutliche Mehrheit von 85 Prozent der Befragten spricht sich auch dafür aus, die Produktion kritischer Infrastruktur und sonstiger Allgemeingüter zurück nach Deutschland zu verlegen.