Corona setzt der Rüstungsspirale ein Ende

29.04.2020

Weltweit ist längst ein neuer Rüstungswettlauf im Gange. Der aktuelle Bericht des Stockholmer Friedensforschunsinstituts (SIPRI) nennt Zahlen dazu. Demnach haben die Länder der Erde im zurückliegenden Jahr fast zwei Billionen Dollar in ihre Verteidigungsapparate gesteckt: insgesamt schätzungsweise 1,917 Billionen Dollar (1,77 Billionen Euro), was 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr sind. Einsam an der Spitze liegen – keine Überraschung – die USA.

Die aktuellen SIPRI-Zahlen deuten auf den fünften jährlichen Anstieg in Folge und einen neuen Höchstwert seit Beginn vergleichbarer SIPRI-Aufzeichnungen im Jahr 1988.

Allerdings sehen die Stockholmer Forscher wegen der Corona-Krise nunmehr auch eine Wende erreicht. Sie prognostizieren, daß infolge des mit der Epidemie verbundenen weltweiten Wirtschaftsabschwungs vielerorts nicht mehr so viel Geld für die Rüsung vorhanden sein werde wie bisher. Die Länder müßten abwägen, ob sie ihre Mittel künftig lieber ins Militär oder in Gesundheitswesen, Bildung oder Infrastruktur stecken wollten.

Die Zahlen für das letzte Vor-Corona-Jahr weisen wie eh und je die USA als fragwürdigen Spitzenreiter in der weltweiten Rüstungs-Statistik aus. Der US-Verteidigungshaushalt hat nunmehr das unglaubliche Volumen von 732 Milliarden Dollar erreicht – ein Anstieg um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und eine Summe, die fast die gesamten Ausgaben der zehn darauffolgenden Staaten zusammen aufwiegt.

Erstmals in der Geschichte nehmen bei jährlichen Militärausgaben hinter den USA mit China und Indien gleich zwei asiatische Länder Plätze unter den Top drei der Rangliste ein. Es folgen Rußland, Saudi-Arabien und Frankreich. „China hat seit langem die Ambition, mit den USA als eine globale Supermacht zu konkurrieren“, führte SIPRI-Forscher Nan Tian Medienvertretern gegenüber aus. Indien wiederum sehe China als direkte regionale Bedrohung im Ringen um Einfluß in Asien und Ozeanien und befinde sich zudem im Konflikt mit Pakistan.

Den größten prozentualen Zuwachs unter den Top-15-Staaten verzeichnete überraschenderweise Deutschland – mit zehn Prozent auf jetzt 49,3 Milliarden Dollar. Die Bundesrepublik überholte damit Großbritannien und Japan und liegt nun im weltweiten Vergleich auf Rang sieben. Vom NATO-Ziel – zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts – ist Deutschland aber mit 1,3 Prozent nach wie vor weit entfernt.