Türkei drängt IS und Kurden in Nord-Syrien zurück
Die Türkei setzt ihre von den USA unterstützte Offensive gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Nordsyrien fort und drängt damit auch die kurdischen Kämpfer aus der Region.
Bei der Militäroperation würden über 20 Panzer eingesetzt, erklärte die Regierung in Ankara am Donnerstag. Mit der Vertreibung des IS aus Dscharablus verhindert die Türkei, dass die Kurdenmiliz YPG den Ort unter ihre Kontrolle bringt und sich auch östlich des Euphrat festsetzt. Die USA übten Druck auf die kurdischen Kämpfer aus, sich zurückzuziehen. In anderen Kämpfen hatte die von den USA geführte westliche Allianz die Kurden unterstützt.
Nach jahrelangem Bürgerkrieg gleicht die türkisch-syrische Grenzregion einem Flickenteppich von Einflussgebieten, die Koalitionen können dort schnell wechseln. Dscharablus war die letzte Hochburg des IS im Norden Syriens. Mit ihrer am Vortag gestarteten Offensive verhindert die Türkei gemeinsam mit den Kämpfern der "Freien Syrischen Armee", dass die erbittert von ihr bekämpften Kurden in den Westen vordringen. Wenn nötig werde zusätzliches schweres Gerät wie weitere Panzer in die Region verlegt, sagte ein hochrangiger türkischer Regierungsvertreter.
Unterstützt wurde die türkische Armee aus der Luft von US-Kampflugzeugen. Auch die türkische Luftwaffe bombardierte IS-Stellungen in Dscharablus. Bereits Mittwochabend seien die IS-Kämpfer aus dem Ort vertrieben worden, berichtetet die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Verteidigungsminister Fikri Isik sagte dem türkischen Sender NTV, Dscharablus werde nun vom IS "gesäubert". Priorität der Offensive sei es zu verhindern, dass die kurdische YPG die Grenzregion zur Türkei westlich und östlich des Euphrat kontrolliere. Isik sagte, die YPG solle binnen einer Woche hinter den Fluss gedrängt werden.
In Kreisen des türkischen Außenministeriums hieß es, US-Außenminister John Kerry habe seinem Kollegen Mevlut Cavusoglu zugesichert, dass sich die YPG in den Osten zurückziehen werde. Am Mittwoch hatte US-Vizepräsident Joe Biden Ankara besucht und sich gegen einen eigenen Kurdenstaat in Syrien ausgesprochen.
Die YPG ist der militärische Arm der syrischen Partei PYD, die wiederum ein Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK ist. Diese wird von der Türkei für etliche Anschläge verantwortlich gemacht und ist auch in Deutschland verboten. Die YPG ist aber auch Teil der Syrisch Demokratischen Streitkräfte (SDF), die kürzlich die IS-Miliz aus dem Ort Manbidsch vertrieben hatten - mit Unterstützung der von den USA geführten Militärallianz.
Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Hardt, begrüßt den Einsatz der Türkei gegen den IS. Zugleich warnt er die Regierung in Ankara: "Wir erwarten aber auch, dass die Türkei den Angriff nicht als Vorwand nutzt, in Syrien zugleich die Kurden zu bekämpfen, die ebenfalls Teil der Koalition gegen den IS sind." Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen kritisierte im Deutschlandfunk: "Die Kurden hinten runterfallen zu lassen, ist inakzeptabel." Im benachbarten Irak unterstützt die Bundesregierung seit 2014 die kurdischen Peschmerga-Kämpfer mit Waffen und Material gegen die IS-Miliz.
Reuters (25.8.2016)